Wer waren die Wermelts, die Stifter?
Der Name lässt sich bis ins 18. Jahrhundert rückverfolgen: Am 25. November 1724 vermählten sich Heinrich Wermelt und Elisabeth Öynk, die Ur-Ur-Großeltern der Stifter. Ihre Eltern, Johann Bernhard Heinrich Wermelt und seine Ehefrau Anna Maria geb. Schulze Lutum, hatten zehn Kinder.
Als Elisabeth, Bernhard und Hermann Wermelt sich um eine Klostergründung auf ihrem bäuerlichen Besitz bemühten, waren sieben ihrer Geschwister bereits gestorben: die vier
jüngeren Heinrich, Josefina, Anton und Theodor, ebenso die drei älteren Albert, Johann und Gertrud. Allein Gertrud war in Schöppingen verheiratet gewesen mit Anton Ewigmann, mit dem sie zehn Kinder hatte. Einen dieser zehn,
Heinrich Ewigmann, hatten die drei Geschwister auf den elterlichen Hof genommen. Möglicherweise sollte er zunächst das Anwesen übernehmen. Doch dieser starb am 23. Februar 1897 im Billerbecker Krankenhaus an den Folgen eines
Unglücks. Offenbar besiegelte der Tod des Neffen den Entschluss der Geschwister, ihr Anwesen einem Orden zu vererben. „Es hat sich in unserem Haus sehr geändert, denn unser Neffe Heinrich Ewigmann ist gestorben", schrieb
Elisabeth Wermelt in einem Brief an die Steyler Missionare, „und sehen wir es als eine Fügung der göttlichen Vorsehung an, dass der so lange gewünschte Plan jetzt zur Ausführung kommen könnte." Elisabeth sprach das Angebot
aus: „Wir sind bereit, jetzt unser ganzes Erbe, welches ungefähr 200 Morgen beträgt, zu einer Kloster-Stiftung hinzugeben." Voller Erwartung fügte die Schreiberin an: „Wir hoffen dann, dass uns recht bald die Gnade zuteil
werde, ein Gotteshaus in unserer Mitte zu besitzen." Nun gelte es, „den lieben Gott zu bitten, dass er uns erleuchte und seinen heiligen Willen zu erkennen und auszuführen verhelfe". Der Kloster-Chronist beschreibt die
drei Stifter als „einfache, rechtschaffene Bauersleute", die sich wegen ihrer tiefen Frömmigkeit, ihres großen Fleißes und wegen ihrer bekannten Wohltätigkeit in der Gegend allgemeiner Achtung und Beliebtheit erfreuten".
Einfache Bauern also, während im Mittelalter die Stifter von Klöstern vielfach Herren über riesige Ländereien gewesen waren. „Mit westfälischer Zähigkeit", so der Chronist anerkennend, setzten die drei ihren Plan in die Tat
um: Die Klostergründung auf ihrem Hof. Am 19. September 1899 zogen die ersten Benediktiner-Mönche aus Beuron in Gerleve ein. Fünf Jahre später, am 10. Juni 1904, wurde das Kloster zur Abtei erhoben und das feierliche Chorgebet
eröffnet.
(Von Hermann Wermelt, gestorben am 18. November 1904, ist im Archiv der Abtei Gerleve kein Totenzettel vorhanden.)
Text: Pater Bartholomäus Denz, Archivar des Klosters Gerleve – September 2004 |